Montag, 30. November 2015

Mein 1. Quartalsbericht

Das hier ist mein 1. Quartalsbericht, den ich an meinen Rotary Club in Deutschland geschickt habe und ich dachte mir, ich stell den einfach auch mal hier rein.

Oi, tudo bem?
Das ist die Standartbegrüßung hier in Brasilien und bedeutet so viel wie „Hallo, alles klar?“.
Es ist unglaublich schwer diese fast vier Monate kurz zusammen zu fassen.
Auf der einen Seite kommt es mir vor als wäre es schon eine Ewigkeit her, dass ich mich schweren Herzens am Flughafen von meiner Familie verabschiedet habe und in den Flieger ins Unbekannte gestiegen bin, aber auf der anderen Seite habe ich das Gefühl es wäre erst gestern gewesen. Das Gefühl als ich dann in Sao Paulo angekommen bin und meine Gastfamilie zum ersten Mal gesehen habe war unbeschreiblich. Am nächsten Tag haben wir uns dann auf den Weg nach José Bonifácio gemacht, wo ich dieses Jahr über wohnen würde. Schon auf dem Weg dorthin hat mich die Natur einfach total begeistert. Es ist so wunderschön hier!
José Bonifácio ist eine kleine Stadt mit ca. 35.000 Einwohnern. Die Angebote sind hier zwar ziemlich begrenzt, aber ich habe mit Zumba angefangen, was ich mehrmals die Woche machen kann und ich habe diese Stadt in der letzten Zeit wirklich ins Herz geschlossen.

Zu meiner ersten Gastfamilie gehören meine Gastmutter Lucilene, mein Gastvater Osvaldo, mein Gastbruder Bruno (15) und meine Gastschwester Ludmila (17), die aber zur Zeit ein Auslandsjahr in Dänemark macht.
In dieser Familie habe ich drei einhalb Monate gewohnt. In der ersten Zeit hat alles gut geklappt, aber in den letzten zwei Monaten wurde es immer schwieriger, vor allem mit meinem Gastvater. Es sind viele Sachen zusammen gekommen, die aber alle dazu geführt haben, dass ich mich in dieser Familie einfach nicht mehr wohl gefühlt habe. Die Stimmung insgesamt war angespannt und von meinem Gastvater habe ich irgendwann nur noch zu hören gekriegt, was ich irgendwie falsch mache. Mit meinem fast gleichaltrigem Gastbruder habe ich es nicht geschafft eine Beziehung aufzubauen, obwohl ich es versucht habe. Doch er redet nicht viel, mit niemandem, und verbringt seine Zeit vor dem Fernseher. In dieser Zeit ging es mir ziemlich schlecht, was auch dazu geführt hat, dass ich meine Familie in Deutschland doller vermisst habe. Trotz allem würde ich es nicht als richtig dolles Heimweh beschreiben, denn nach wie vor konnte ich mir nicht vorstellen zurück nach Deutschland zu wollen.
Trotzdem hat mir diese Familie eine Menge ermöglicht, wofür ich auch dankbar bin. So sind wir zum Beispiel zu den Iguacu Wasserfällen im Süden von Brasilien gefahren, was ein sehr großer Traum von mir war. Ich glaube, wenn man nicht selbst dort gewesen ist, kann man sich dieses atemberaubemde Gefühl dort zu stehen gar nicht vorstellen. Außerdem haben sie mich mit nach Sao Paulo genommen, als meine Gasteltern dort beruflich etwas erledigen mussten und wir waren ein paar Mal auf unserer „Farm“. Fast jede Familie hat hier ein Haus in der Natur, wo oft die Wochenenden verbracht werden.

Am 21. November habe ich dann meine Gastfamilie gewechselt. Die letzte Zeit in meiner ersten Gastfamilie war nach wie vor nicht gut und so habe ich mich sehr auf diesen Wechsel gefreut, obwohl ich auch etwas nervös war. Die Verabschiedung von meiner ersten Gastfamilie war dementsprechend auch ziemlich unspektakulär. Ich bin jedoch froh, dass ich noch die Chance hatte mit meiner Gastmutter zu reden, mich zu bedanken und mich auch zu entschuldigen, denn für sie war die letzte Zeit auch nicht einfach. Wir haben uns immer gut verstanden und ich mag sie sehr gerne.

Meine zweite Gastfamilie kannte ich schon, da meine Gastschwester Isabela (16) auf der gleichen Schule ist wie ich. Meine Gastmutter Selma und mein Gastvater Sergio sind unglaublich lieb und ich habe mich hier gleich wohlgefühlt. Mein 19-jähriger Gastbruder Guilherme studiert in einer anderen Stadt und deshalb kenne ich ihn noch nicht. Da er jedoch bald Semesterferien hat, kommt er uns dann besuchen. Unser Haus hier ist sehr klein, meine Gastfamilie hat wirklich nicht viel Geld und ich teile mir mit meiner Gastschwester ein Zimmer. Das alles ist jedoch nebensächlich, denn ich fühle mich hier in so kurzer Zeit schon zu Hause. Auch dass ich mir mit meiner Gastschwester ein Zimmer teile, finde ich mitlerweile sogar richtig gut. Wir verstehen uns super und man ist einfach nie alleine, auch wenn gerade jeder sein eigenes Ding macht. Außerdem glaube ich, dass es die Neziehung auch stärkt. Ich bin so froh sie zuu haben, da sie mir vieles erleichtert. Hier haben wir im Gegensatz zu meiner ersten Gastfamilie auch keine Putzfrau und so helfe ich mehr im Haushalt mit, was ich aber auch selbstverständlich finde.
Ich bin seit einiger Zeit wieder total glücklich und merke erst jetzt so richtig, dass es mit meiner letzten Gastfamilie insgesamt einfach nicht gepasst hat. Aus meiner jetzigen Gastfamilie würde ich am liebsten gar nicht mehr weg.

Eine Sache die mich hier sehr stört (vor allem in meiner ersten Gastfamilie) ist das ständige Fernsehen. Meine Gastfamilie hat es zum Teil geschafft, dass ganze Wochenende vor dem Fernseher zu sitzen und konnte nicht wirklich verstehen, dass ich das nicht kann. Es ist dabei auch nicht so wichtig was läuft, sondern dass der Fernseher überhaupt an ist.
In meiner neuen Familie ist das ein bißchen besser, aber der Fernseher läuft hier in fast jedem (natürlich nur soweit ich das beurteilen kann) Haushalt ständig.
Natürlich weiß ich, dass ich die Austauschschülerin bin und mich anpassen muss. Jedoch habe ich nur eine begrenzte Zeit in diesem Land und möchte diese auch gerne nutzen.

Es fällt mir schwer mein Portugiesisch selbst einzuschätzen, aber ich verstehe einfach immer mehr. Da ich den ganzen Tag quasi nur Portugiesisch höre, habe ich auch gar keine andere Möglichkeit als diese Sprache irgendwie zu lernen. Manchmal merke ich auf einmal, dass ich eine bestimmte Sache ausdrücken kann, ohne dass ich es vorher wusste. Verstehen ist jedoch nach wie vor viel einfacher als selber zu sprechen. Was noch sehr schwierig ist, ist einer Unterhaltung mit mehrern Leuten zu folgen. Da passiert es immer noch, dass ich ganz oft einfach nichts verstehe. Und es gibt immer noch so viel zu lernen! Aber ich denke, ich bin auf einem ganz guten Weg.

Die Schule hier in Brasilien ist so ungefähr das genaue Gegenteil von der Schule in Deutschland. Es ist viel weniger streng und das Verhältnis zu den Lehrern ist eher freundschaftlich, was bedeutet, dass ich sie einen zur Begrüßung umarmen und sogar Fotos auf Facebook komentieren. Anfangs war das alles echt ein bißchen ungewohnt für mich, aber mitlerweile kann ich mir das anders gar nicht mehr vorstellen. Der Unterricht hier ist jedoch größtenteils Frontalunterricht und es wird sehr wenig praktisch gearbeitet.
Hier in Brasilien ist es sehr verbreitet auf Privatschulen zu gehen, da die öffentlichen Schulen sehr schlecht sind. Die Privatschulen sind sehr klein und so gibt es in meinem Jahrgang nur eine Klasse mit 20 Schülern.


Jeden Mittwoch, bis auf den letzten Mittwoch im Monat, findet das Rotary Meeting statt. Es ist ziemlich anders als in Deutschland und man trifft sich nicht in einem Restaurant, sondern in einer Art Halle. Ich mag die Meetings echt gerne und die Leute dort sind so nett! Dort gehe ich meistens zusammen mit meiner Gastschwester hin. Meine Schwester ist Präsidentin von Interact, das ist die Jugendgruppe von Rotary. Die Treffen finden jeden Dienstag statt und dort gehe ich auch jede Woche hin. Anschließend gehen wir immer alle zusammen Pastel essen. Dazu gibt es meistens Guaraná zu trinken. Das ist ein brasilianischer Softdrink und schmeckt so gut!

Wir sind hier drei Austauschschüler. Ein Mexikaner, eine Amerikanerin und ich. Der Mexikaner und ich sind zusammen in einer Klasse, aber außerhalb der Schule machen wir nicht so viel zusammen. Auch in der Schule probiere ich nicht die ganze Zeit mit ihm etwas zusammen zu machen, was mir auch gut gelingt. Da die Amerikanerin Probleme mit ihrem Visum hatte, ist sie erst letzte Woche angekommen. Wir haben uns auch schon getroffen und verstehen uns sehr gut. Ich bin sehr froh, dass sie jetzt da ist, denn andere Austauschschüler verstehen einen einfach so gut.

Mit den anderen Austauschschülern aus meinem Distrikt habe ich nicht wirklich etwas zu tun, da sie halt alle in anderen Städten wohnen und es ziemlich kompliziert ist dorthin zu kommen. Im September hatten wir jedoch eine Orientation und Anfang Dezember werden wir uns alle in einem riesigen Wasserpark treffen.


In der Zeit vor meinem Auslandsjahr habe ich mir viele Gedanken über Brasilien gemacht und mir probiert vorzustellen, wie es ist dort zu leben. Viele dieser Vorstellungen ensprechen der Wahrheit. Ich habe in meinem ganzen Leben wahrscheinlich noch nie so aufgeschlossene Menschen kennen gelernt. Es spielt keine Rolle, ob man sich zum ersten Mal sieht – man wird gleich überschwänglich begrüßt. Außerdem habe ich festgestellt, dass die meisten Brasilianer Leute aus anderen Ländern lieben und unglaublich interessiert sind. Das macht es natürlich sehr leicht neue Kontakte zu finden und ich kenne hier schon unglaublich viele Leute. Jedoch wird der Begriff „Freund“ hier ganz anders benutzt als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Deshalb hat man schnell ganz viele „Freunde“, aber um die richtigen echten Freunde zu finden braucht es viel mehr Zeit.
Trotzdem liebe ich diese Aufgeschlossenheit und Lebensfreude einfach. Es wird so viel getanzt und gesungen und den Leuten hier ist einfach viel weniger unangenehm als in Deutschland. Ich finde mitlerweile, dass die Leute in Deutschland ruhig ein bißchen lockerer sein könnten. Diese Unbeschwertheit werde ich wenn ich wieder komme sehr vermissen.
Am Wochenende geht man abends oft mit Freunden aus. In meiner Stadt gibt es einen Platz, wo sich abends ganz viele Jugendliche treffen, Eis oder Hotdog essen und einfach Zeit zusammen verbringen. Das kannte ich aus Deutschland nicht, jedoch gefällt es mir sehr gut.
Mitlerweile war ich schon auf zwei 15. Geburtstagen, die hier eine sehr große Sache sind. Und da wurde mir dann bestätigt, dass es nicht nur ein Cliché ist, dass die Brasilianer so gut tanzen können. Ich habe keine Ahnung vom Tanzen, aber in solchen Momenten muss man seine Zweifel einfach überwinden und mitmachen. Ich denke, das ist auch eine Sache, die ich hier gelernt habe. Dass man Dinge einfach macht, auch wenn sie einem anfangs unangenehm sind. Dass man einfach „ja“ sagt und alles ausprobiert. Egal worum es geht.



Die letzte Zeit ist nicht nur einfach und schön gewesen, manchmal sogar genau das Gegenteil. Es gibt immer wieder diese Momente, in denen man an sich selbst zweifelt und sich fragt, wie man das alles schaffen soll. Dann gibt es aber auch wieder diese Momente, in denen man vor Glück Tränen in den Augen hat.
In der Zeit, die ich jetzt hier bin habe ich schon so viel gelernt.
Es gibt diese typischen Gründe, warum man ein Auslandsjahr machen will. Eine neue Kultur kennen lernen, eine andere Sprache lernen, sich verändern und entwickeln. Und ja, es ist unglaublich interessant und spannend, die brasilianische Kultur kennen zu lernen. Hier ist einfach alles so anders und das ist wahrscheinlich der Grund warum ich von dem allen so begeistert bin. Doch ich bin mir mitlerweile sicher, dass es mindestens genauso wichtig ist, dass man dabei etwas über sein Heimatland lernt. Wenn ich ehrlich bin, mochte ich Deutschland nie so richtig gerne. Jedoch weiß ich viele Dinge jetzt einfach viel mehr zu schätzen. Wie unabhängig ich dort bin und beispielsweise einfach mal mit dem Zug oder Bus in eine andere Stadt fahren kann. Züge gibt es hier nicht und selbst mit dem Bus darf ich nicht fahren, weil es zu gefährlich ist. Aber vor allem wird mir so richtig deutlich klar, wie glücklich ich mich schätzen kann, so eine tolle Familie und so gute Freunde zu haben, die immer für mich da sind. Aber ich vermisse manchmal auch so kleine Dinge wie ein Butterbrot zum Abendessen oder Kälte. Ich habe zwischendurch immer mal Kontakt zu Deutschland, doch da ich nicht rund um die Uihr mir ihnen schreibe, finde ich das ist auch normal. Skypen tue ich unregelmäßig, aber mitlerweile nur noch selten. Natürlich vermisse ich ab und zu meine Familie und Freunde. Doch die Zeit vergeht so schnell und ich weiß, dass ich sie ja nächstes Jahr alle wieder sehen werde.
Deutschland, das Münsterland, ist meine Heimat – das weiß ich jetzt.
Jedoch wird es auch so viele große und kleine Dinge, die ich an Brasilien vermissen werde, wenn ich wieder zurück bin. Und wahrscheinlich werden das auch die Dinge sein, die ich jetzt noch gar nicht so bewusst wahrnehme.
Denn auch Brasilien ist jetzt meine (zweite) Heimat geworden.
Dass ich diese Chance habe, mich in zwei so verschiedenen Orten zu Hause zu fühlen macht mich so glücklich. Oft werde ich gefragt, ob ich Deutschland oder Brasilien lieber mag. Diese Frage kann ich jedoch nicht eindeutig beantworten, weil diese beiden Länder so verschieden sind und jedes Land seine eigenen schönen und weniger schönen Seiten hat.
Jedoch kann ich sagen, dass ich mich von Anfang an in Brasilien verliebt habe und nicht will, dass die Zeit so schnell vergeht, wie es momentan der Fall ist. Doch da ich das nicht ändern kann, muss ich einfach den Moment leben, alle Möglichkeiten nutzem und meine Zeit hier genießen. Oft sind es die kleinen Dinge, die einen am glücklichsten machen.
Und das vielleicht Wichtigste, was ich hier bisher gelernt habe ist, dass egal wie schlecht ein Tag gewesen sein mag, es kommt auch immer wieder ein besserer beziehungsweise unglaublich toller Tag. Man muss nur immer weiter nach vorne gucken und darf nicht aufgeben.

Ich bin so dankbar diese einmalige Möglichkeit erhalten zu haben.

Ganz liebe Grüße aus dem sonnigen Brasilien,
Lorina

Dienstag, 27. Oktober 2015

18. Foz do Iguaçu

Oi gente!

Alles hat planmäßig geklappt und so sind meine Gastfamilie und ich letzten Donnerstag zu den Iguaçu Wasserfällen gefahren. Diese liegen im Süden Brasiliens im Bundesstaat Paraná.
Frühmorgens (aus 4.30 Uhr ist dann doch eher so 7.30 Uhr geworden...) haben wir uns dann auf den ca. 10 stündigen Weg gemacht, der für die 4 Tage die wir insgesamt unterwegs waren. Doch da ich mir am Abend vorher noch ein paar Bücher auf mein E-Book geladen habe und so auf der Autofahrt lesen konnte, ist die Zeit sogar relativ schnell umgegangen.

Am Freitagmorgen haben wir uns dann früh auf den Weg zu den Cataratas (Wasserfälle) gemacht, welche übrigens die größten der Erde sind. Ihr müsst wissen, dass sie direkt auf der Grenze zu Argentinien liegen und sich sogar der größte Teil der Wasserfälle dort befindet. Das bedeutet, dass man sich von der brasilianischen Seite aus das Panorama besser angucken kann, aber von der argentinischen Seite näher an die Wasserfälle heran kommt. Dementsprechend war ich erstmal ziemlich enttäuscht, als ich erfahren habe, dass wir die Wasserfälle "nur" von der brasilianischen Seite aus sehen würden.
Als wir dann aber aus dem Bus gestiegen sind, der uns bis nah an die Wasserfälle gebracht hat und ich das erste Mal einen Blick auf sie werfen konnte, war alle Traurigkeit wie weggeblasen. Ehrlich gesagt, fehlen mir die Worte, um diesen Anblick richtig zu beschreiben. Es war einfach atemberaubend schön! Wir sind dem Weg gefolgt, der einen immer näher an die Wasserfälle herangebracht hat und zwischendurch bin ich immer stehen geblieben, um Fotos zu machen oder einfach nur dieses Wunder zu bestaunen. Denn genau so kam es mir vor. Es ist unglaublich was es für schöne Orte auf dieser Welt gibt. Ich bin so dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, dieses Jahr einige dieser Orte zu sehen. Der jedoch beste Moment war glaube ich, als wir auf einen Steg gegangen sind und man einfach so nah daran war. Hinterher war man so nass, aber das war es wert. Dieses Gefühl dort zu stehen war unglaublich und ich habe das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht kriegt. An dem Geländer des Steges haben ganz viele Leute Armbänder geknotet und jetzt hängt dort auch eins von mir. Ich hätte wahrscheinlich den ganzen Tag dort bleiben können, aber für den Tag war ja noch mehr geplant und so ging es am Nachmittag in den "Parque das Aves" was übersetzt Vogelpark heißt. Das war auch echt super und ich habe endlich Tukane von nahem gesehen!!! Auf der Fazenda hatte ich zwar schon einen gesehen, aber der war im Flug und leider ziemlich weit weg. Einen Tukan zu sehen war so eine Art Traum von mir. Diese Vögel sind einfach sooo schön! Außerdem gab es Araras (Papagein) und tausende andere Vogelarten.
Abends waren wir dann in einem Restaurant mit Livemusik essen und irgendwann haben Leute angefangen zu tanzen (ich irgendwann auch.!) und es war irgendwie total cool. Bem-vindo no Brasil! Dieser Tag war wirklich einer der besten, die ich bisher hier hatte.

Am nächsten Tag sind wir morgens nach Paraguay gefahren. Dort liegt ja das Dreiländereck Brasilien - Argentinien - Paraguay. (Argentinien habe ich leider nur von weitem gesehen.) Das Auto haben wir in Brasilien kurz vor der Grenze stehen gelassen und sind dann zu Fuß über eine Brücke gelaufen, die die beiden Länder quasi trennt. Die Stadt in der wir waren heißt "Ciudad del Este" und es fällt mir schwer sie zu beschreiben. Eigentlich war es total das Chaos. Die brasilianischen Großstädte sind ja schon nicht mit den deutschen zu vergleichen, aber das war irgendwie nochmal was anderes. Viele Brasilianer fahren oft dorthin, weil man dort billig einkaufen kann. Überall waren Stände und Läden und Autos und Menschen und irgendwie alles durcheinander. Bei den ganzen Ständen und Geschäften habe ich mich eigentlich nur gefragt, was jetzt gefälscht ist und was nicht. Man musste sich irgendwie durch die ganzen Menschenmassen schlängeln und probieren die anderen aus der Familie im Auge zu behalten. Leider habe ich nicht wirklich Fotos gemacht, weil mein Gastvater meinte, dass ich die Kamera nicht rausholen darf, weil das zu gefährlich wäre...
Ich kann also nicht wirklich behaupten, dass es mir dort gut gefallen hat. Obwohl ich denke, dass Paraguay an sich ein wirklich schönes Land ist, davon habe ich nur leider nicht wirklich etwas gesehen. Trotzdem bin ich total froh, da gewesen zu sein. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung.
Später sind wir dann zum Stausee Itaipu (singender Stein) geführt, der auch an der Grenze zu Paraguay liegt und durch den Energie für die beiden Länder erzeugt wird. Er ist wirklich riesig!!

Und nach diesen zwei Tagen haben wir uns auch schon wieder auf den Rückweg zu meiner kleinen Stadt im Staat São Paulo gemacht.

Es war wirklich eine so wunderbare Reise und vor allem das Gefühl so dicht an den Wasserfällen zu stehen, werde ich wohl nicht vergessen.




























Beijos e amo vocês,
Lorina♥

Sonntag, 18. Oktober 2015

17. Churrasco mit Lehrern & Dia das Criancas

Oi, tudo bem?

Hier in Brasilien war die letzte Woche keine Schule und ich erzähle mal ein bißchen was ich so gemacht habe. :)

Einige Schüler haben mit unserem Englischlehrer ein Churrasco organsiert für meine Klasse, die Klasse über mir und Lehrer. Anfangs war ich ehrlich gesagt ein bißchen verwirrt. Ein Churrasco mit Lehrern in den Ferien? Das kenne ich aus Deutschland ganz sicher nicht! Hier ist es aber ziemlich normal.
Am Mittwoch bin ich dann mit drei Leuten aus meiner Klasse zur "sítio" (wie eine fazenda, aber kleiner) von meinem Lehrer gefahren. Dort wurde dann gequatscht, UNO gespielt, die Füße in eine Art "Minipool" gehalten und gegessen. Gegessen wurde hauptsächlich Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch. Ich bin immer wieder erstaunt über diese Mengen an Fleisch, zumal ich in Deutschland echt wenig Fleisch gegessen habe. Außerdem gibt es beim Grillen in Deutschland viel mehr Salate. Hier gibt's ein paar grüne Blätter, aber das wars dann auch. Trotzdem liebe ich Churrascos. Nicht unbedingt wegen dem Essen, aber weil alle zusammen sitzen und Spaß haben.
Ein paar Schüler haben dort übernachtet aber einige andere und ich sind abends wieder nach Hause gefahren und dann am nächsten Morgen wieder gekommen. Die beiden Tage waren eigentlich relativ ähnlich, bis darauf, dass wir am Donnerstag runter zu einem Fluss gegangen sind und ich sogar geangelt habe. :D Nach diesen zwei Tagen hatte ich so viele Mückenstiche, das glaubt ihr gar nicht. Aber es hat sich gelohnt!



Am Samstag, also gestern, war "Dia das Criancas" (Kindertag) von Interact. Das wurde schon seit langer Zeit geplant und hat dann gestern endlich stattgefunden. Eigentlich war es für letzte Woche gedacht, aber es ist buchstäblich ins Wasser gefallen.
Es gab viele verschiedene Sachen um Kinder zu bespaßen wie Trampoline, eine Hüpfburg, Schminken, und vieles mehr. Wir von Interact mussten um 6 Uhr morgens da sein, um alles aufzubauen und zu organisieren. Das hieß um 5 Uhr aufstehen. Angefangen hat es dann um 9 Uhr und ich habe Stunden damit verbracht kleinen Mädchen Schmetterlinge ins Gesicht zu malen. Es hat wirklich sooo Spaß gemacht! Jedoch war es bei 40°C auch ziemlich anstregend und alle waren froh als nachmittags endlich alles wieder zusammen gräumt war. Es hat wirklich alles total gut geklappt und ich würde das richtig gerne nochmal machen!
Danach war ich dann bei meiner Oma mit meinen beiden kleinen Cousinen im Planschbecken und später noch mit meiner Oma und meiner Tante in der Messe. (In der Kirche verstehe ich zwar nicht viel und in Deutschland gehe ich auch fast nie zur Kirche, aber ich finde es interessant zu sehen wie es hier so ist.)
Es war wirklich ein richtig, richtig, richtig guter Tag!


Wenn alles klappt fährt meine Gastfamilie übrigens am Donnerstag zu den Iguacu Wasserfällen! (Mitlerweile habe ich mir angewöhnt besser nicht zu sicher von einer Sache auszugehen, aber ich denke, es sollte alles klappen. :D) Ich bin so dankbar, dass sie mir das ermöglicht und freue mich schon so darauf! Die Wasserfälle müssen einfach nur wunderschön sein! Wer sie nicht kennt: *klick*

Spätestens nachdem ich bei den Iguacu Wasserfällen war melde ich mich wieder!

Um grande abraco,
Lorina♥

Sonntag, 4. Oktober 2015

16. Zumba, Inbound Weekend, Schule,...

Oi gente! :)

Jetzt sind schon wieder drei Wochen vergangen und ich weiß gar nicht, wo ich mit dem erzählen anfangen soll. Eigentlich passiert hier im Moment gar nicht so viel, es ist halt das ganz normale Leben. :D Ich gehe jeden Tag zur Schule und nachmittags mache ich oft Zumba. Ich bin jetzt in einem Fitnessstudio (hier nennt man das Academia) angemeldet und kann dort alles machen. Es gibt jeden Tag von Montag bis Freitag Zumba. Ich habe natürlich nicht immer Zeit, aber im Moment gehe ich so zwei bis drei Mal die Woche zum Zumba. Und ich liebe es! Es sieht zwar bei mir nicht so toll aus, aber es macht einfach so viel Spaß! Montags und Donnerstags mache ich dann auch noch Funcional und es tut so gut endlich Sport zu machen. Außerdem kann ich mit dem Fahrrad zur Academia fahren und das hat irgendwie ein bißchen was von Freiheit. Das ist eine Sache, die mir mit am Meisten von Deutschland fehlt; dass man einfach überall alleine hin kann und irgendwie unabhängig ist. Ich würde so gerne mal mit dem Bus irgendwo hinfahren, aber das ist unmöglich. Aber da werde ich mich schon noch dran gewöhnen. Und man muss dazu sagen, dass ich eigentlich in einer ziemlich sicheren Gegend bin, hier in meiner Kleinstadt im Südosten. Vorhin hat meine Gastmutter erzählt, dass gestern hier ein Mann ermordet wurde und ich muss sagen, dass hat mich dann doch ziemlich geschockt. (Aber ich will hier keinen beunruhigen, es ist nicht so, dass es normal ist und oft vorkommt!) Insofern kann ich aber auch verstehen, dass meine Gasteltern immer ganz genau wissen wollen wo ich bin. Ich bin das einfach nicht so gewohnt und das macht es für mich halt ein bißchen kompliziert. Aber ich mag meine Gasteltern wirklich so gerne und zum Beispiel saß ich gestern Abend ziemlich lange mit denen draußen und wir haben uns einfach unterhalten. (Ich habe ja schonmal über diese kleinen Sachen geschrieben, die einen so unglaublich glücklich machen und das war so eine davon.)

Im Moment ist es irgendwie so, dass ich noch relativ wenig zu tun habe, obwohl dass schon um einiges weniger geworden ist durch Zumba. Mit Freunden wird hier hauptsächlich am Wochenende abends etwas gemacht. Zum Beispiel war ich Freitag mit einem Mädchen und einem Jungen aus meiner Klasse Pizza essen. (Ich gehe hier irgendwie so oft Pizza essen :D) Und das war echt richtig super und hat total Spaß gemacht. Ich bin so froh darüber, dass ich mitlerweile Unterhaltungen führen kann. Klar, es gibt noch richtig viel was ich nicht verstehe, aber es wird einfach immer besser. Also an alle zukünftigen Austauschschüler, die diesen Blog lesen: Lasst euch bloß nicht wegen einer unbekannten Sprache davon abhalten in ein Land wie zum Beispiel Brasilien zu gehen! Man lernt die Sprach wirklich gut, weil man ja auch nicht wirklich eine andere Möglichkeit hat, wenn man sie einfach den ganzen Tag hört. Außerdem liebe ich das brasilianische Portugiesisch! Es klingt so anders als Deutsch und irgendwie kann man richtig die Lebensfreude der Brasilianer raushören. Und die Brasilianer sind da auch wirklich geduldig mit mir und zum Beispiel ist ein Mädchen in meiner Klasse, das mir einfach total viel hilft. Sie hat zum Beispiel schon so viele Matheaufgaben mit mir ins Englische übersetzt. Über solche Dinge bin ich so froh, weil sie es einem um einiges leichter machen. Zugegeben mache ich in der Schule aber nicht sonderlich viel. Nach wie vor verstehe ich das Meiste nicht, weil ich das in Deutschland auch einfach noch nie gesehen habe oder es total anders war. Und da die Lehrer auch fast alle ziemlich locker sind habe ich auch schon ziemlich oft in der Schule geschlafen...:D Das muss ich mir erstmal wieder abgewöhnen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Irgendwann wacht man dann auf, weil einem die Arme eingeschlafen sind. Es ist aber auch wirklich unbequem. :D Ich weiß nicht, wie man das nennt, aber die Tische sind hier so an den Stühlen dran. Das ist irgendwie unpraktisch und zum Beispiel fallen einem da auch die Stifte immer runter, weil man so wenig Platz hat. Aber ich mag sie trotzdem irgendwie (wahrscheinlich, weil es anders ist als in Deutschland).

Und vor allem muss ich jetzt noch von dem Inbound Weekend erzählen!
Das war vor zwei Wochen in Rio Preto, der einzigen größeren Stadt in unserem Distrikt und man hat so viele neue Leute kennen gelernt! Ich bin am Freitag schon nach Rio Preto gefahren und habe dort bei einem Mädchen aus den USA übernachtet. Am nächsten Morgen sind wir dann zusammen zu dem Country Club gefahren, wo das Treffen stattgefunden hat. Das Erste was gemacht wurde war - natürlich, was auch sonst - Pins tauschen mit den anderen Austauschschülern. Mein Blazer ist zwar noch lange nicht voll genug, aber es sind echt schon viele Pins dran! Man hatte Zeit sich mit den anderen Inbounds auszutauschen und zu unterhalten und man findet einfach immer etwas zum reden. Das ist wirklich das tolle an anderen Austauschschülern.
Rotary hat an diesem Tag noch relativ viel über die Regeln (die 4 D's von Rotary: no Drinking, no Driving, no Dating, no Drugs und solche Dinge) geredet und ein Vetreter von BeloBrasil hat uns über die mäglichen Touren informiert. Es gibt vier verschieden Touren: Nordost, Pantanal, Foz do Iguacu (und der Süden von Brasilien) und Amazonas. Und ich bin mir sicher, dass jeder Austauschschüler sich nur gedacht hat: "Ich will die machen. Alle." Das geht natürlich nicht (zumindest für mich nicht), aber ich weiß jetzt, dass ich die Nordost und die Amazonasreise mache und bin einfach nur unglaublich glücklich und dankbar, dass ich diese Möglichkeit habe. Bis dahin dauert es zwar noch ein bißchen, aber ich freue mich da jetzt schon so drauf. Es ist einfach eine einmalige Gelegenheit, mehr von diesem wunderschönen und atemraubenden Land zu sehen.
Außerdem konnten wir mit den Rotexern reden, die in unseren Ländern waren und die sind echt alle total lieb.
Dann haben wir noch ein Banner bemalt mit den ganzen verschiedenen Flaggen der Länder und natürlich wurde auch getanzt. (Es wird hier irgendwie immer getanzt. :D)
Abends sind dann alle Inbounds die aus anderen Städten als Rio Preto kommen zu Gastfamilien gegangen wo wir dann übernachtet haben. Ein Mädchen aus Kanada und ich haben bei einer Frau von Rotary übernachtet und die Familie war wirklich total nett! Sie haben sich total Mühe gegeben und Churrasco für uns gemacht. Außerdem waren die zwei kleinen Kinder richtig niedlich und ich bin immer wieder überrascht wie offen und gastfreundlich die Brasilianer doch sind. Man fühlt sich einfach wohl. Am nächsten Morgen haben sich dann alle wieder getroffen und nachdem wir gefrühstückt hatten, mit Rotex ein Ballspiel gespielt haben (und es war doch schon so warm..) und vor allem ausreichend Fotos gemacht hatten ging es dann mit einer Art Bus wieder zum Country Club wo wir am vorigen Tag auch schon gewesen waren. Die Fahrt war einfach nur richtig lustig. Wir haben alle unsere Flaggen raus gehalten, es lief brasilianische Musik und irgendwann waren alle am Tanzen. Nach ungefähr der Hälfte des Weges haben wir dann angehalten um Água de coco no coco (Kokosnusswaser aus einer Kokosnuss) zu trinken und noch mehr Flaggenfotos zu machen.
Als wir dann angekommen sind, gab es noch Mittagessen und dann war es leider auch schon wieder zu Ende. Es war echt schön, weil man endlich mehr Leute kennen gelernt hat, aber es ist total schade, dass wir uns nicht oft sehen können. Viele wohnen ein bis zwei Stunden entfernt und man kommt ja nirgendwo mit dem Bus hin. Das nächste Treffen ist (erst) im Dezember und da freue ich mich schon richtig drauf!






Gestern waren wir auf der Farm von Freunden von meinen Gasteltern und dort gibt es so viele Früchte! Bananen, Ananas, Papaya, Mangos, Caju,... Außerdem gibt es dort einen Pool und als wir abends darin schwimmen waren ist auf einmal der Strom ausgefallen und es war dunkel.
Da konnte man dann aber auf einmal gaaanz viele Glühwürmchen sehen die in den Bäumen um uns herum waren und das war so schön!

Es ist über acht Wochen her, dass ich in Frankfurt in den Flieger gestiegen bin. Das ist schon ein so großer Teil von meinem Jahr, aber ich weiß, dass ich nicht auf diese Art denken soll. :) Einfach jeden Moment genießen und das Beste aus allem machen. Ich bin so froh hier zu sein.
Ich frage mich manchmal, ob ich mich wohl schon ein bißchen verändert habe, aber wahrscheinlich merkt man das selber gar nicht so. Obwohl, ich merke, wie ich so langsam immer unpünktlicher wäre... Außerdem gewöhne ich mich glaube ich langsam daran, dass es hier einfach viel mehr Körperkontakt gibt. Es wird so seltsam sein, wenn ich wieder in Deutschland bin. Wenn ich da alle überschwänglich mit Küsschen begrüße und wahrscheinlich nur komisch angeguckt werde.
Ja, die Mentalität hier ist schon sehr anders!

Amo vocês,
Lorina♥

Donnerstag, 10. September 2015

15. Mein erster 15. Geburtstag hier

Oi!

Ehrlich gesagt bin ich ziemlich stolz auf mich, dass ich jetzt schon wieder einen Eintrag schreibe. :D
Ich werde euch ein bißchen von dem 15. Geburtstag erzählen, auf dem ich am Samstag war.
Also zuerst ist es wichtig zu wissen, dass der 15. Geburtstag eines Mädchens hier in Brasilien eine sehr besondere Sache ist. An diesem Tag wird das Mädchen quasi zur Frau und deshalb wird das sehr groß gefeiert. Ich wollte unbedingt auf so einen Geburtstag und hätte gar nicht gedacht, dass ich da schon so schnell die Möglichkeit zu habe. Das Mädchen kannte ich eigentlich gar nicht wirklich, aber da mein Bruder eingeladen war, konnte ich mitkommen.
In der letzten Woche habe ich dafür Klamotten gekauft und ich hatte einen schwarzen Rock mit einem blauen Top und schwarzen Schuhen an.
Der Geburtstag ging um 20:30 los und als ich mit meinem Bruder dann dort angekommen bin, war es wirklich so wie ich es mir vorgestellt habe. Am Eingang stand ein Fotograf der von jedem Gast zusammen mit dem Mädchen ein Foto gemacht hat.
Es war einfach alles so schön dekoriert und passte perfekt zusammen. Meine zweite Gastschwester war auch eingeladen und einige ihrer Freundinnen, sodass ich dort sogar relativ viele Leute kannte. Zuerst gab es ein Buffet mit Vorspeisen, die wirklich sehr lecker waren. Danach wurde ein Video gezeigt mit Fotos von dem Mädchen von ihrem ersten Lebensjahr bis jetzt. Das war wirklich total süß gemacht. Anschließend gab es die Hauptspeisen beim Buffet. (Reis und Bohnen war natürlich auch wieder dabei.) Ich habe mich dann ziemlich viel mit drei anderen Mädchen unterhalten, die ich vorher noch nicht kannte und die kein Englisch können. Ich finde es so toll, dass ich mitlerweile Unterhaltungen führen kann! Klar, es gibt noch so unendlich viel was ich nicht verstehe. Doch es gibt halt auch schon einiges was ich verstehe. ;) Und ich kann schon oft in ganzen Sätzten reden. Ich merke auch, dass ich mit meiner Gastfamilie immer weniger Englisch rede. (Im Unterricht ist es nach wie vor quasi unmöglich mitzukommen, aber so ganz manchmal verstehe ich so einen Satz von dem was der Lehrer sagt. :D Und ja, es sind wirklich diese Kleinigkeiten, die einen dann glücklich machen.)
Und dann gab es endlich Nachtisch, auf den alle schon die ganze Zeit gewartet hatten. Es sah einfach so schön aus! Das war irgendwie Kuchen und so eine Art von Pralinen. Ich weiß es selbst nicht genau, aber es sah schön aus und hat so gut geschmeckt.
Danach haben dann alle Mädchen ihre Schuhe ausgezogen (als ich die Absätze der anderen Mädchen gesehen habe, kamen mir meine irgendwie nicht mehr so hoch vor :D) und es ging auf die Tanzfläche. Da hab ich mal wieder festgestellt, wie schlecht ich tanzen kann. :D Jedoch muss ich zugeben, dass es wirklich richtig Spaß gemacht hat. Das Selbstbewusstsein der Brasilianerinnen habe ich zwar noch nicht, aber es war echt cool. Und irgendwie wussten die bei jedem Lied, was die Tanzen soll und das war immer anders und kompliziert und ich war ein bißchen überfordert. Vorallem als dann Funk an die Reihe kam...
Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, dass wir so gegen 2 Uhr abgeholt wurden.
Es war wirklich ein total toller Abend! Und ich hab schon von einigen anderen Mädchen gehört, die mich auf ihren 15. Geburtstag einladen wollen. Das ist doch schonmal gut. :D

In der nächsten Woche muss ich nur am Montag zur Schule, weil am Dienstag ein Feiertag ist und die anderen drei Tage Tests geschrieben werden. Ich muss mir noch überlegen was ich mache, aber so ein paar Tage frei sind auf jeden Fall nicht schlecht. Obwohl ich die Schule hier eigentlich sogar echt mag. Der Unterricht ist zwar oft wirklich unglaublich langweilig, aber die ganze Atmosphäre ist so anders als in Deutschland. Man umarmt die Lehrer, etc. Als dann mein Biolehrer angekommen ist und mich gefragt hat, ob ich sein Brötchen probieren will, war ich erstmal ein bißchen geschockt, aber mitlerweile kann ich es mir schon fast nicht mehr anders vorstellen. Mein Biolehrer spricht ein paar Wörter Deutsch und das ist dann echt immer ziemlich lustig. In einigen Fächern kann man sich auch gut unterhalten und dann macht es auch Spaß. :D Es variiert einfach sehr stark.

Morgen gehe ich auf ein Churrasco mit Leuten von Interact. Da freue ich mich sehr drauf und ich bin mal gespannt wie es so wird. :)

Und vom 19.-20. September ist dann endlich ein Wochenende mit den anderen Austauschschülern! Ich will die nämlich unbedingt kennen lernen!

Im Moment habe ich irgendwie noch zuviel Kontakt nach Deutschland und das Gefühl, dass ich zu viel mit meinem Handy mache. Ich muss unbedingt probieren, das weniger werden zu lassen. Es ist nichtmal so, dass ich das mache, weil ich Heimweh habe oder so. Aber es ist doch gar nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Ich werde hier so oft gefragt, ob ich meine Familie und Freunde vermisse. Und irgendwie ist das schwer zu erklären. Aber ich bin nur ein Jahr hier und die Zeit fliegt nur so dahin. Irgendwie finde ich, dass ich da gar keine Zeit habe Heimweh zu haben. :D Und trotz allen Schwierigkeiten - nein es ist wirklich nicht nur leicht - bin ich unglaublich froh und dankbar hier zu sein.

Wenn alles klappt, mache ich heute das erste Mal Zumba. Aber naja, ich bin in Brasilien und das kann sich auch nochmal ändern. :D Nur mein Bedürfnis Sport zu machen, ist mitlerweile soo groß!

Es ist eigentlich viel besser, öfter zu schreiben, dann muss ich mir nicht so viel Zeit für einen Eintrag nehmen. Mal sehen, wie ich es so schaffe...

An meine Familie und Freunde in Deutschland; ich hab euch alle unglaublich lieb!

Beijos,
Lorina♥

Samstag, 5. September 2015

14. Was in der letzten Zeit so passiert ist

Hallo zusammen!

Ich kann es einfach nicht glauben! Gestern vor vier Wochen bin ich hier in Brasilien angekommen. Die Zeit vergeht einfach so schnell. Auf einmal kommt mir so ein Jahr irgendwie gar nicht mehr so lange vor.. Aber genau deshalb probiere ich da einfach nicht drüber nachzudenken und jeden Moment zu genießen.

In meinem letzten Post habe ich ja erwähnt, dass ich zu einem Rodeo gehen werde und das habe ich dann auch gemacht. :) Genauer gesagt sogar zwei mal, nämlich am Freitag und am Sonntag.
Meine Familie ist mit mir zu dem Rodeo gefahren und es war einfach total cool, das hätte ich gar nicht so erwartet. :D Aber wenn man dann denkt, dass man nach dem Rodeo einfach wieder nach Hause geht, dann hat man sich geirrt. Das wäre ja nicht Brasilien..! Auf jeden fall war da noch eine Band die Sertanejo gespielt hat und ich liebe diese Musik. Ein paar Freundinnen von meinem Gastbruder waren auch dort und wir waren dann die ganze Zeit dort zusammen. Und da waren noch gefühlt eine Millionen andere Menschen, die ich nicht kannte, die unbedingt mit mir reden wollten. Ich war einfach nur total überfordert. :D Der Abend war dann aber echt ziemlich cool, auch wenn ich mich einfach so deutsch gefühlt habe. Die Brasilianerinnen können einfach alle so gut tanzen..


Meine brasilianische Familie♥



Am Samstag Abend sind wir dann wieder zu unserer Farm gefahren und haben dort übernachtet. Es ist einfach so unglaublich schön dort... Und wenn es dunkel ist kann man sehen wie sich die ganzen Lichter von der Stadt die dort in der Nähe ist im See spiegeln.
Am nächsten Tag hat die Freundin meines Gastbruders (sie war auch am Freitag bei dem Rodeo) ihn und mich zu einem Churrasco eingeladen. Dort war auch noch ein Mädchen, das ich von dem Rodeo kannte und es hat echt Spaß gemacht. Wir haben wie kleine Kinder eine Wasserschlacht gemacht, aber es war wirklich so warm.. :D Danach sind wir dann zu dem einen Mädchen nach Hause gefahren um dort in den Pool zu gehen. Anschließend hat meine Gastmutter uns abgeholt und abends sind wir wieder zum Rodeo gefahren.
Am Montag in der Schule war ich einfach nur so müde, weil wir ja Sonntags erst so spät wieder gekommen sind. Aber es war total cool, weil wir einen Mexikaner in die Klasse bekommen haben. Jetzt bin ich hier nicht mehr die einzige, die fast nichts versteht. Und er ist wirklich total nett.
Am Dienstag und Donnerstaghabend war ich dann mit Leuten von Interact bei so einer Art Musikshow, bei der Leute in einer Turnhalle gesungen haben. :D Es hat aber echt Spaß gemacht. Am Donnerstag hatte ich übrigens keine Schule, weil Tests geschrieben wurden und ich einfach nicht in der Lage bin diese mitzuschreiben. Dafür reichen meine Portugiesischkentnisse noch lange nicht aus.


Als ich im letzten Post so von Sao Paulo geschwärmt habe, habe ich ja gesagt, dass ich hoffe dort bald nochmal hinzukommen. Und wo war ich letztesWochenende? In Sao Paulo. :D
Die berühmte Brücke in Sao Paulo
Mein Gastvater musste dort etwas für die Arbeit erledigen und meine Gastmutter und ich sind mitgefahren. Da wir eigentlich nur einen Tag in der Stadt hatten, habe ich längst nicht alles gesehen, aber doch schon eine ganze Menge. Wir waren auf der Straße "25 de marco". Dort ist einfach alles total billig und es sind soo viele Leute dort! Es ist einfach total verrückt, aber irgendwie cool. Ich habe die Avenida Paulista gesehen und vieles mehr. Unser Apartment war ziemlich nah an Paraisópolis, das ist eine große Favela in Sao Paulo. Das heißt, wenn ich aus dem Fenster geguckt habe konnte ich im Vordergrund riesige Hochhäuser mit Pools sehen und im Hintergrund die heruntergekommenen "Häuser" der Favela. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mit welchemWort ich das beschreiben soll, aber es war irgendwie so krass das zu sehen, vorallem weil wir diese riesigen Unterschiede in Deutschland ja nicht haben.
Mercadao, eine riesige Markthalle
Paraisópolis im Hintergrund

Mit meinen Gasteltern Pastel essen
Água de coco no coco

Ananas aber ein bißchen anders :D
So viele Früchte!








In dieser Woche war ich mit meinem Gastvater bei der Polícia Federal um mich quasi hier in Brasilien "anzumelden". (Typisch brasilianisch sind wir am letztmöglichen Tag dorthin gefahren..:D) Dort haben wir dann festgestellt, dass im brasilianischen Konsulat in Deutschland die Namen meiner Eltern vertauscht wurden. Das ist einfach so ärgerlich. Ehrlich gesagt habe ich nur so halb verstanden was wir jetzt deswegen machen, aber irgendwie klappt das. :D

Mexiko und Deutschland
Interact
                                                                 Mittwoch ist unsere Governadora (das ist quasi die höchste Position im Rotary Distrikt) zu uns in den Club gekommen und deswegen hatten wir an dem Tag Interact und Rotary Meeting. Das Rotary Meeting war eigentlich nur ein Abendessen, aber es war richtig cool! Es sind noch ein paar andere Leute von Interact gekommen und wir hatten einfach total Spaß. Aber das beste war, dass ich mit dem Mexikaner endlich Pins getauscht habe und wir Fotos mit unseren Blazern und Flaggen gemacht haben. Und dann wollte fast der ganze Rotary Club ein Foto mit uns und unseren Flaggen. Ich mag den Club dort wirklich richtig gerne. Alle sind einfach so aufgeschlossen und total daran interessiert, dass ich aus Deutschland komme. Sowieso ist mir hier aufgefallen, dass es immer nur positive Reaktionen gibt, wenn jemand hört, dass ich aus Deutschland bin. Ich hatte ein bißchen Angst, dass ich zum Beispiel mit dem Hitlergruß begrüßt werde oder so, weil die einfach keine Ahnung haben, was das bedeutet und dass das in Deutschland sogar verboten ist. (Von anderen Austauschschülern habe ich schon eine Menge solcher Geschichten gehört.) Aber sowas kam noch gar nicht, obwohl ich schon nach Hitler gefragt wurde. Ich habe denen dann eindeutig erklärt, dass ich schrecklich finde, was er gemacht hat und was in dieser Zeit passiert ist und dann haben die das auch verstanden. Insgesamt wissen die alle sogar ziemlich viel darüber. Mir ist jedoch mal wieder aufgefallen, wie wenig patriotisch ich bin und insgesamt Deutschland ist. Zum Beispiel wurde bei dem Rotary Meeting die brasilianische Nationalhymne gesungen während man zur Flagge geguckt und die Hände hinterm Rücken verschränkt hat. Und das ich würde ich in Deutschland niemals machen!!! Ich denke, dass das auch sehr stark an der deutschen Geschichte liegt, aber dieser Unterschied ist echt ziemlich groß.

Mädchen von meiner Schule

Am Donnerstag war ich mit Mädchen von meiner Schule Acai essen und ich weiß nicht, ob ich das im letzten Post schon erzählt habe, aber es ist sooo lecker!
Acai

Gestern nachmittag bin ich mit meinem Bruder zu seiner Schule gegangen um ihm und seinen Freunden zu helfen ein Theaterstück vorzubereiten. Dort war auch eine Chorprobe von ca. 10-jährigen Mädchen und dann kam die Chorleiterin zu mir und meinte, dass die unbedingt wollen, dass ich etwas auf deutsch Singe. Und ich kann einfach nicht singen! Doch dann stand ich da vor
Pizza mit Brigadeiro
denen und irgendwie konnte ich ja auch nicht nein sagen und habe dann kurzerhand Hänschenklein gesungen. :D Es war so peinlich, aber ich merke wie mir hier so manche Sachen einfach immer weniger unangenehm sind. Gestern Abend bin ich dann mit den Freunden meiner Gastschwester, die ja in Dänemark ist, Pizza essen gegangen. Es war richtig cool, weil die alle so nett sind!! Und Pizza essen hier ist der Hammer! Man bezahlt einen festen Preis und kann dann so viel Essen wie man will. Und es kommen immer Kellner zu einem mit verschiedenen Arten von Pizza und man kann von ganz vielen verschiedenen Arten ein Stück essen. Hier ist Fleisch auf Pizza auch total normal und das schmeckt echt ziemlich lecker. Und endlich habe ich auch Pizza mit Schokolade probiert. Soo lecker! Aber am besten war die mit Brigadeiro..











So langsam lebe ich mich hier einfach immer besser ein. Obwohl es hier echt nicht nur leicht ist. Die Leute hier und ihre Mentalität sind einfach so verschieden zu Deutschland. Ich mag diese Art hier echt gerne, aber gleichzeitig ist es auch noch ein bißchen schwierig. Zum Beispiel habe ich hier das erste Mal gemerkt, was für ein pünktlicher Mensch ich bin und dass ich gerne um 8 Uhr da bin, wenn etwas um 8 Uhr anfängt. Oder dass ich es total mag wenn Leute das sagen, was sie wirklich meinen. Ich bin wohl doch ziemlich deutsch. :D Hier ist es total schwierig zu unterscheiden was einfach nur so daher gesagt ist und was jemand wirklich Ernst meint. Doch ich glaube, dass ich das mit der Zeit lerne und mich besser anpassen kann. Wirklich, ich liebe Brasilien! Alles ist so anders und das ist so toll und faszinierend.

Was mir im Moment ein bißchen fehlt, ist ein fester Freundeskreis. Hier sind so viele Leute und die wollen dann auch alle was mit mir machen (was ja auch total cool ist), aber ich bin halt irgendwie immer bei verschiedenen Leuten. Aber ich denke, dass auch das etwas ist, was sich mit der Zeit ergibt.

So wirklich Heimweh hatte ich eigentlich noch gar nicht. Klar, mir fehlen manchmal so Kleinigkeiten. Zum Beispiel möchte ich unbedingt ein Brot mit Nutella essen (das was die hier haben kann man nicht als Brot bezeichnen). :D Und ich vermisse auch manchmal Personen in Deutschland und vorallem eine einfache Unterhaltung zu führen ohne viel nachzudenken und einfach direkt verstaden werden.
Aber irgendwie überwiegt einfach immer die Freude hier in Brasilien zu sein. Zum Beispiel habe ich das ganz oft beim Autofahren, wenn im Radio brasilianische Musik läuft, die Sonne durchs Fenster scheint und ich mir einfach die Landschaft angucken kann, dass ich so unglaublich glücklich bin. Was mich auch total glücklich gemacht hat war am Donnerstag als ich mit meiner Familie im Shopping war, weil mein Bruder noch Klamotten brauchte und meine Eltern sich mit einer Frau die dort arbeitet unterhalten haben und diese nach mir gefragt hat. Da haben meine Eltern ohne zu zögern aus einem Mund "A nossa filha!" ("Unsere Tochter!") gesagt. Die Frau hat daraufhin so verdutzt geguckt, weil ich denen einfach nicht ähnlich sehe und mein Portugiesisch echt noch nicht gut ist. Aber es war einfach so toll, ohne nachzudenken, als Teil der Familie bezeichnet zu werden. Man lernt hier einfach sich über die kleinen Dinge zu freuen und das finde ich so schön. :)

Ich nehme mir jetzt mal vor mindestens alle zwei Wochen zu schreiben und ich hoffe, das klappt auch. :D

Heute bin ich auf einen 15. Geburtstag eingeladen und da freue ich mich total drauf, weil das hier so eine große Sache ist und ich wollte unbedingt selbst mal auf einen. Ich erzähle danach mal wie es war. :)

Até logo e beijos,
Lorina♥

P.S. Das hier ist mein Schulshirt: